..Ich mag mal wieder raus, hab ich mir gedacht. Bevor die Hochzeitssaison losgeht, nochmal ein paar Tage verreisen und Energie tanken. Wo wollte ich denn immer schon mal hin, und hab es noch nicht geschafft? Australien, Neuseeland. für 5 Tage Zeit doch etwas weit weg. Schottland, schießt es mir ein. Du wolltest schon immer mal nach Schottland, und hast es noch nie geschafft! Und auf geht die Googlereise, Edinburgh, Highlands, Wanderrucksack bei Amazon. In dem Moment geht ein Chatfenster auf, und meine liebe Freundin und großartige Schauspielerin Tanja Mairhofer fragt: “hey, wie geht´s?” Meine Antwort: “Kommst´ mit nach Schottland?” und sie: “Klar, wann fahren wir? Ich brauch eh neue Bilder für mein Portfolio.” Das war einfach. Ich dachte, ich müsste mehr Überzeugungsarbeit leisten. Die Flüge waren schnell gebucht und auch ein ganz tolles Apartment, very Scottish, mit Ausblick auf einen alten Friedhof über www.airbnb.com zu super Konditionen schnell gefunden. Das vielbeschimpfte Linksfahren hat man wirklich schnell drinnen, auch wenn man das Mietauto erst um 23:40 holt und im stockfinsteren mit ausgedruckter Wegbeschreibung auf der falschen Straßenseite in einer fremden Stadt durch enge Gassen navigieren muss.
Der Vermieter des Apartments ist ein Tourguide, besser hätte man es nicht treffen können – gibt erst mal Tipps und die 5 tage Tour durch Schottland ist schnell zusammengestellt. Auch unsere Shootinglocation, ein Schloss in den Highlands ist schnell gefunden, die geschätzte Wegzeit von 3 Stunden haben wir aber fast um das doppelte übertroffen, dank panischer Beifahrerin und viel “aaaah” und “ooooh” auf der Fahrt und “lass uns da mal stehenbleiben”.
Stonefield Castle am Loch Fyne ist ein Traum und für einen Hochzeitsfotografen eine Weddinglocation die ihres gleichen sucht! Direkt am Wasser, mystisch und im April schön duster, haben wir im und um das Schloss herum tolle Fotos gemacht.
Tanja musste dann zurück nach Deutschland und ich bin noch ins “Great moor of Rannoch” gefahren – der einsamste Ort in Schottland, sagt man – um eine Moorwanderung zu machen. Das hatte ich mir immer schon so toll vorgestellt, ganz alleine, Meilen um mich herum einfach – nichts. Die Moorwanderung beginnt man am besten an der Rannoch Train Station. Dort gibt es ein tolles kleines Cafe direkt auf der Plattform. Verzeihung, einen Tea Room natürlich ( www.rannochstationtearoom.co.uk/ ) wo man frische, selbstgemachte Scones und heißen Tee serviert bekommt – und gute Tipps vom Eigentümer, wie man als ahnungsloser Tourist, der alleine ins Moor marschiert, nicht verloren geht.
So ein Schottisches Moor hat schon was zu bieten, abgesehen davon, dass sich im Halbstundentakt das Wetter durch alle 6 Jahreszeiten probiert und sich einfach nicht entscheiden kann, wie ein alter Schotte bei einer Whiskeyverkostung – sieht man auch frei lebendes Rotwild, Dachse und sonstiges Getier ganz selbstverständlich in ihrem natürlichen Habitat. Nach 7 Stunden im fortgeschrittenen Tempo in eine Richtung war ich dann, wo ich hinwollte – im Nirgends. Es war großartig. Vielleicht verstehen das Viele nicht, aber für eine Mutter von 2 Kindern mit eigenem Business, 1000 Dingen, die man am Tag zu erledigen hat, zig Menschen, die noch dies und noch das und noch ein bisschen mehr von einem wollen – hunderten Gedanken, die stündlich im Kopf herumschwirren und den Alltag bestimmen – ist ein Ort, der Meilenweit von jeglicher Zivilisation, anderen Menschen und täglichen Verpflichtungen entfernt ist wie der Heilige Gral des inneren Friedens.
Ich weiß nicht, wie lange ich da gestanden bin – erst als das Wetter wieder in Hagel und Sturm umgeschlagen hat, konnte ich mich von diesem Gefühl des Alleinseins wieder losreißen – und bin die 7 Stunden Wanderung zurück – die dann doch 8 Stunden gedauert hat – angetreten. Mein Equipment ist immer schwerer geworden, und ich habe auch gelernt, warum das Moor, Moor heißt. Weil es da nämlich Moor gibt, also Moorlöcher, in die man hineintreten kann, bis zur Brust versinkt und sich ziemlich schwer tut, da wieder raus zu kommen. Auch von der großartigen Idee, eine “Abkürzung über den Berg” zu nehmen, statt um den Berg herum zu gehen, möchte ich an dieser Stelle abraten. Da hinter dem nächsten Hügel immer ein noch höherer Hügel kommt, bis man irgendwann an der Schneegrenze ist. Und in meinem Fall dann auch noch vor einem 3 Meter hohen Viehzaun steht, und den ganzen weg wieder hinunterwandern darf. Am Ende meiner Kräfte, aber überglücklich bin ich im Stockdunklen bei meinem Auto angekommen, habe im Hotel noch zu Abend gegessen und geschlafen wie ein Baby bevor ich die Rückfahrt Kreuz und Quer durch Schottland, damit ich noch so viel wie möglich mitbekomme, zurück nach Edinburgh angetreten bin.
Sehr sehenswert ist die Gegend um Killin (www.killin.info) herum, und auch alles um Loch Lommond sieht so aus, wie man sich Schottland vorstellt, wenn man noch nicht in Schottland war. Die Geschichte, wie ich bei einer Pinkelpause am See ein Lamm vor dem ertrinken gerettet habe erspare ich euch jetzt, der Blog ist eh schon viel zu lang geworden.
Ich hoffe, ich konnte Schottland einigen von euch damit schmackhaft machen.
Though the winds are cold and rough
and your love not deep enough
though your heart as cold as storm
will never keep my spirit warm.
I stand tall and I stand straight
I will bend but will not break.